31.01.2017
Macht Mathe wirklich glücklich? Viele, die sich an ihren eigenen Mathematikunterricht in der Schule erinnern, mögen da den Kopf schütteln: eingedenk der mühsamen Stunden, die man als Heranwachsender mit Algebra, Integralrechnung und Stochastik zubringen musste.
Mathe kann aber auch anders sein – kann wirklich solch einen Spaß machen, dass man den ganzen Tag mit mathematischen Fragestellungen und Phänomenen verbringen möchte. Wer einmal im Gießener Mathematikum war, weiß das und wird gerne zum Wiederholungstäter – am besten mit der ganzen Familie, denn auch schon Kindergartenkinder finden im ersten deutschen Mitmachmuseum für Mathematik viele Gelegenheiten für Kurzweil.
Mit Mathematikumsleiter und -gründer Prof. Dr. Albrecht Beutelspacher haben wir über das besondere und erfolgreiche Konzept seines Museums gesprochen.
Lieber Herr Beutelspacher: Das Mathematikum erfreut sich seit seiner Gründung im Jahr 2002 ungebrochener Beliebtheit bei Groß und Klein. Mathe als Schulfach ist dagegen nicht gerade populär. Was ist das Geheimnis des Mathematikums?
Das Geheimnis liegt in zwei Punkten, die zusammengehören: Wir nehmen die Menschen ernst und wir nehmen die Wissenschaft ernst. Das heißt: Wir schauen ganz genau hin, um herauszubekommen: Was lieben die Besucher des Mathematikums? Was tut ihnen gut? Wobei empfinden sie Freude? Und dann überlegen wir uns, welche Experimente dazu dienen beziehungsweise, wie wir die Experimente so verbessern können, dass die Besucher noch mehr Freude haben.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Mathematikum zu gründen?
Alles begann mit einem Seminar für Lehramtsstudierende. Die Aufgabe war ganz einfach: Jeder sollte ein echtes Objekt herstellen – ein Oktaeder, ein Möbiusband oder ähnliches – und die Mathematik, die in dem Objekt steckt, erklären. Nach kurzer Zeit merkte ich: Das ist es! Die Studierenden waren so begeistert bei der Sache und es entstanden wunderbare Präsentationen. Daraus machten wir eine Ausstellung, diese wurde zur Wanderausstellung, dann kam die Idee, ein festes Museum einzurichten, und so nahm alles seinen Lauf …
Wie können Lehrer es schaffen, Kinder für Mathe zu begeistern? Und wie sollte guter Matheunterricht aussehen, damit er Spaß macht, so wie die Kindervorlesungen, die es im Mathematikum regelmäßig gibt?
In den Kindervorlesungen zeige ich an einfachen Beispielen verblüffende Effekte. Dadurch erleben die Kinder eine Überraschung, sind verblüfft und staunen – und wollen wissen, was dahintersteckt. Damit kann man Kinder mit ganz unterschiedlichem Hintergrund erreichen: Diejenigen, die in ihrer Entwicklung schon weiter sind, erfahren Neues, aber auch die, die noch eine größere Lernstrecke vor sich haben, nehmen viel mit. Jedes Kind kommt auf seinem Niveau ein Stück weiter.
Das Mathematikum ist ein Mitmachmuseum. Was heißt das genau? Haben Sie keine Angst, dass Sachen kaputt gemacht oder stibitzt werden?
Im Mathematikum heißt es „Anfassen erlaubt!“. Wenn man versucht, ein Puzzle zusammenzulegen oder eine
Brücke zu bauen, wird man unweigerlich darauf kommen, welche Idee hinter dem Experiment steckt. Unsere Besucher haben so positive Erlebnisse mit den Experimenten, dass sie automatisch sehr sorgsam damit umgehen. Erfreulicherweise ist es so, dass immer alle Experimente funktionieren.
Wie viele Exponate hat das Museum? Haben Sie ein Lieblingsexponat?
Im Mathematikum kann man etwa 170 Experimente erleben, die genaue Zahl weiß ich selber nicht. Dazu kommen ungefähr noch einmal so viele Experimente, die in den Sonderausstellungen zu sehen waren. Natürlich liebe ich jedes einzelne Experiment, aber am schönsten finde ich die, die ganz einfach sind, bei denen wir aber dennoch ein Geheimnis entdecken können. Zum Beispiel die Pyramide aus zwei Teilen oder die Leonardo-Brücke oder die Würfelschlange.
Ab welchem Alter ist das Mathematikum für Kinder interessant? Haben Sie auch ein Angebot für ganz junge Besucher?
Auch junge Kinder haben viel Freude im Mathematikum. Für die Kleinen ab 4 Jahren stehen im »Mini-Mathematikum« speziell für sie entwickelte Experimente bereit. Sie können sich im Spiegelhäuschen unendlich oft sehen oder aus Bauklötzen eine Stadt bauen oder bei einem Kugelwettrennen viel Spaß haben.
Lieber Herr Professor Beutelspacher, wir danken Ihnen herzlich für das freundliche Interview!
• für die ganze Familie
• für drinnen
• Preise: Kinder 6-18 J. 6 Euro / Erwachsene 9 Euro / Familien 18 Euro
• Öffnungszeiten: Täglich 10-18 Uhr | Mini-Mathematikum für 3- bis 8-jährige: Mo bis Fr 14-18 / Sa, So + Feiertage 10-18 Uhr.
• 35390 Gießen, Liebigstraße 8, Tel. 0641-9697971
www.mathematikum.de
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