© SnowElf – stock.adobe.com
25.01.2025
Wer kennt sie nicht, die Geschichten über Tom, der immer beißt, über Laura, die nie etwas abgeben möchte oder über Anton, der die Aufmerksamkeit aller auf sich zieht, weil er permanent schreit, um seinen Willen mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft durchzusetzen. Diese Aufzählung könnte noch beliebig fortgeführt werden.
Zurück bleiben oftmals Eltern und Fachkräfte, die im Rahmen ihres dynamischen Alltages schnell und adäquat auf aggressives kindliches Verhalten reagieren bzw. mit ihm interagieren müssen, ohne über konkrete Bewältigungsstrategien im Umgang mit der Thematik zu verfügen.
Bei den eingangs geschilderten Auffälligkeiten handelt es sich nicht um neue kindliche Verhaltensweisen; verändert hat sich in diesem Zusammenhang jedoch die pädagogische Betrachtung des Themengebietes. Sprach man in der Vergangenheit von „aggressivem Verhalten“ oder von „Verhaltensauffälligkeiten“, so werden diese Begriffe in der heutigen pädagogischen Betrachtung unter dem Begriff „herausforderndes Verhalten“ zusammengefasst.
Herausforderndes Verhalten beschreibt dabei einen Zustand, in dem sich eine Person durch das Verhalten einer anderen Person herausgefordert fühlt. In diesem Zusammenhang stellt sich nun die Frage, zu welchen Konsequenzen diese neue Sichtweise führt und ob aus dieser neuen Perspektive heraus ein „beißender Tom“ oder ein „schreiender Anton“ besser zu ertragen sind, als dies vorher der Fall war.
Durch die Verwendung des Begriffs „herausforderndes Verhalten“ werden die Konsequenzen von aggressiven Handlungen und Konflikten in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt. Darüber hinaus steht ein passender Umgang mit derartigen Herausforderungen im Zentrum der pädagogischen Intervention.
Der Begriff „herausforderndes Verhalten“ bietet eine professionelle Möglichkeit, negative Zuschreibungen aufzulösen und vorliegende Sachverhalte differenzierter zu betrachten.
Dieser veränderte Blick ermöglicht es, nicht das Kind für sein Verhalten zu verurteilen, sondern dessen Verhalten isoliert zu betrachten und zu analysieren. Darüber hinaus greift der neue Begriff weiter. Im Fokus steht nicht ausschließlich die „Aggressivität“, sondern auch die „Auffälligkeit“ eines kindlichen Verhaltens. Nicht nur der „beißende Tom“ oder der „schreiende Anton“, auch die „über-ängstliche Lilly“ oder der „zu-stille Malte“ werden wahrgenommen und von dieser Betrachtung erfasst.
Wichtig ist jedoch festzuhalten, dass das Auftreten von aggressivem Verhalten nicht immer als vermeidbar oder gar falsch anzusehen ist. Wut und Zorn sind durchaus Gefühlsäußerungen, die ihre Berechtigung im kindlichen Gefühlskatalog haben. Besonders bei Kindern, die sich oder andere verteidigen oder ihre Würde beschützen wollen, bilden derartige Gefühlsausbrüche ein Ventil, um der situativ empfundenen Hilflosigkeit Ausdruck zu verleihen. Hier sollte eher die Abwesenheit des aktiven Selbstschutzes ein Alarmsignal für den Beobachter darstellen.
Der Umgang und die Regulation von Gefühlen wie Wut und Frustration sind nicht angeboren, sie müssen vielmehr erlernt und begleitet werden. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit den aufgezeigten Emotionen ist es möglich, aus einem Streit mit einer gesteigerten Konfliktlösungskompetenz hervorzugehen und damit das eigene Gefühlsrepertoire zu erweitern, statt sich mit einem Gefühl von Unterlegenheit in eine Frustration zurückzuziehen.
Kinder benötigen für ihre gedeihliche Entwicklung eine adäquate Begleitung durch offene und vorurteilsfreie Fachkräfte und Eltern. Besonders Kinder unter drei Jahren profitieren von professionellen Konfliktbegleitern, die entstehende Konflikte zulassen, angemessen begleiten und sie als Lern- und Entwicklungschancen für alle Beteiligten begreifen.
Anzeige
Anzeige
Fun Fusion Wetzlar
Von der Baby-Spielewelt über den Kids-Play- und Jumpbereich bis zu Ninja-Parcours und Lasertag – im Fun Fusion Wetzlar können sich Klein und Groß so richtig austoben.
Autorin:
Katja Spieker-Schöneberg leitet das Kinderhaus der Pädagogische Akademie Elisabethenstift in Darmstadt und gibt Fortbildungen zum Thema „Herausforderndes Verhalten“. Die Staatlich anerkannte Erzieherin ist Lerntherapeutin, Kindheitspädagogin (B.A.), Sozialpädagogin und Multiplikatorin für He Ve Ki.
www.pae-elisabethenstift.de
Weitere interessante Beiträge für dich:
Babyglück voraus
Zur Geburt gibt es neben den alten Bräuchen auch spezielle Feiern, die immer beliebter werden. Wir geben einen Überblick über Babyshower & Co.
Die Erstausstattung für das Baby
Die Vorfreude auf das erste Baby ist groß, doch die Frage nach der richtigen Ausstattung sorgt oft für Verunsicherung bei werdenden Eltern.