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22.11.2024
Häusliche Gewalt, Partnerschaftsgewalt und Stalking sind keine leichten Themen. Für betroffene Frauen ist es oftmals sehr schwer, sich einzugestehen, selbst davon betroffen zu sein. Zu groß sind die innere Aufruhr und das Gefühlschaos von Scham, Schuldgefühlen, Ambivalenzen und vor allem die Angst.
Dabei ist es wichtig zu wissen, dass es neben körperlicher oder sexualisierter Gewalt auch andere Formen von Gewalt gibt: Psychische Misshandlungen durch Abwertungen, die das Selbstvertrauen zerstören, Drohungen, die Frau oder die Kinder zu verletzen, das Verbieten von Kontakten zu Freundinnen oder der Familie können ebenso dazu gehören wie ein eingeschränkter Umgang mit Geld, das Instrumentalisieren der Kinder oder das Bagatellisieren der Gewalthandlungen. Oftmals treten verschiedene Formen in einer Gewaltbeziehung auf.
Es ist für die betroffenen Frauen daher sehr schwer, sich aus einer Gewaltbeziehung zu lösen. Oftmals braucht es mehrere Anläufe und Unterstützung von außen, bis dies gelingt.
Die Erfahrung zeigt leider: Gewalt endet oftmals nicht mit der Trennung. Vielmehr ist die Trennungsphase eine hochriskante Zeit. Daher umfasst das Beratungsangebot der Fachberatungsstellen neben der psychosozialen Beratung und Krisenintervention vor allem eine Gefährdungsanalyse und eine Sicherheitsplanung. Auch mit Fragen zu Trennung, Scheidung, Umgangs- und Sorgerecht und Existenzängsten sind die Frauen in den Beratungsstellen richtig.
Im Landkreis Darmstadt-Dieburg wurde gerade ein neues, barrierefreies Frauen- und Kinderschutzhaus eröffnet. In diesem neuen Schutzhaus gibt es die Möglichkeit, Frauen mit Beeinträchtigungen und Frauen mit Kindern mit Beeinträchtigungen aufzunehmen. Das ist ein großer Fortschritt, denn alle Statistiken zeigen, dass Frauen mit Beeinträchtigungen noch häufiger Opfer von Partnerschaftsgewalt werden. Das Erdgeschoss des neuen Hauses ist barrierefrei, auch für Frauen und Kinder mit Rollstuhl. Das Ziel ist, die Barrierefreiheit weiter auszubauen – hin zu einer inklusiven Einrichtung.
Manchmal gibt es auch Frauen und Kinder, für die der Verbleib in einem nahe gelegenen Frauenhaus zu riskant ist. Diese Frauen und Kinder werden schnellstmöglich weiter vermittelt.
Vielleicht hört sich dies übertrieben an. Tatsache ist jedoch, dass bis Ende August 2024 in Deutschland bereits 61 Femizide (Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts) verübt wurden.
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Die GRIMMWELT von A bis Z
Die GRIMMWELT Kassel lädt Groß und Klein ein, um Bekanntes und Unbekanntes über die Brüder Grimm zu erfahren.
Autorinnen:
Mareen Hechler ist Sozialwissenschaftlerin und leitet das Büro für Chancengleichheit des Landkreises Darmstadt-Dieburg. Zu ihrem Arbeitsbereich gehören u.a. die Schutz- und Hilfsangebote für von häuslicher oder sexualisierter Gewalt betroffener Frauen im Landkreis.
Ursula Pavez Sandoval ist Dipl.-Sozialarbeiterin, Gestaltthera-peutin und Supervisorin (DVG). Sie leitet die beiden Frauen- und Kinderschutzhäuser sowie die Fachberatungsstelle des Vereins „Frauen helfen Frauen“ im Landkreis Darmstadt-Dieburg.
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